«Wordle» Darum erobert dieses Rätselspiel das Internet gerade im Sturm

Von Martin Abgottspon

18.1.2022

Manchmal sieht man auch bei «Wordle» vor lauter Buchstaben das Wort nicht mehr.
Manchmal sieht man auch bei «Wordle» vor lauter Buchstaben das Wort nicht mehr.
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Seit einigen Tagen kommt man an «Wordle» fast nicht mehr vorbei. Doch was macht das Knobelspiel so erfolgreich und warum ist es ausserdem gut fürs Gedächtnis?

Von Martin Abgottspon

Sind dir in den letzten Tagen in den sozialen Medien vielleicht auch schon diese gelben, grauen und grünen Kästchen ins Auge gesprungen und du hast nur Bahnhof verstanden? Keine Sorge, es ist gar nicht so kompliziert. Es handelt sich dabei lediglich um einen viralen Trend, der Rätsel-Freunde gerade in Ekstase versetzt.

Mit diesen Schemata teilen «Wordle»-Spieler ihren Lösungsweg.
Mit diesen Schemata teilen «Wordle»-Spieler ihren Lösungsweg.
Wordle

«Wordle» ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel, Sudoku und Mastermind. Es geht darum, ein Wort aus fünf Buchstaben zu erraten. Hinweise gibt es zu Beginn keine. Man tippt einfach ein beliebiges Wort ein. Dadurch erfährt man welche der Buchstaben im Wort vorkommen und an der richtigen Position sind (grün), welche vorkommen, sich aber an der falschen Stelle befinden (gelb) und welche nicht im Wort enthalten sind (grau).

Insgesamt hat man sechs Versuche, das Wort zu erraten. Ziemlich unkompliziert. Und genau darin liegt auch das Erfolgsgeheimnis. Aber nicht nur. Der besondere Reiz liegt auch darin, dass man lediglich einmal pro Tag spielen kann. Nur alle 24 Stunden wird «Wordle» aktualisiert. Das verleiht dem Rätselspass eine gewisse Rarität. Und es bleibt genug Zeit, um das tägliche Ergebnis mit Freunden zu teilen und sich zu messen.

Vom Sofa in die Welt hinaus

Dass der Entwickler Josh Wardle mit seinem Spiel einen viralen Hit landen würde, hat er selber wohl nicht für möglich gehalten. Eigentlich hat er «Wordle» ursprünglich nur programmiert, um mit seiner Partnerin auf dem Sofa zu spielen. 

Innert kürzester Zeit war aber die ganze Familie vom «Wordle»-Fieber befallen und dem steilen Weg des Spiels in die Welt hinaus stand nichts mehr im Weg.



Reich wird der Entwickler mit seinem Knobel-Spiel trotz der mehr als zwei Millionen Spieler nicht. «Wordle» ist kostenlos und soll es auch bleiben. Vielmehr freut sich der Schöpfer des Spiels darüber, dass er mit so etwas Einfachem so vielen Menschen eine Freude machen kann in dieser schwierigen Zeit der Pandemie.

Andere Entwickler wittern indes bereits das grosse Geschäft. In den letzten Tagen sind Dutzende von Klonen in den App-Stores und im Netz aufgetaucht. Inzwischen gibt es auch deutsche Versionen wie etwa jene des Schweizer Betreibers Schabi. Diese ist ebenfalls kostenlos und für den einen oder anderen Spieler vielleicht auch etwas zugänglicher, da die englischen Wörter teils echte Knacknüsse sind.

Gutes Gedächtnistraining

Ein gutes Gehirntraining ist «Wordle» so oder so, egal in welcher Sprache. Im Jahr 2019 fanden Forscher*innen heraus, dass Erwachsene über 50 Jahren, die regelmässig Wortspiele wie Kreuzworträtsel oder Zahlenrätsel wie Sudoku spielen, besser bei Aufgaben abschneiden, die ihr Gedächtnis, ihr logisches Denken und ihre Aufmerksamkeitsfähigkeiten testen.



Aus diesen Erkenntnissen leiteten sie ab, dass die Gehirnleistung von Menschen, die Wortspiele spielen, der von fast zehn Jahre jüngeren Menschen entspricht. Eine noch jüngere Studie konnte sogar zeigen, dass ein «kognitiv aktiver Lebensstil», der auch regelmässiges Spielen beinhaltet, die Erkrankung mit Alzheimer um rund fünf Jahre hinauszögern konnte.